“ … »Du liebe Güte«, murmelte sie und winkte Lenja näher heran. »Das ist nicht ihr Ohr. Die Größe passt meines Erachtens eher zu einem Mann.« Sie eilte um die Liege herum und betrachtete das andere Ohr.
»Diese Ohren gehören nicht der Toten«, stellte sie schockiert fest. …“
Rechtsmedizinerin Julia Schwarz hat Routine im Umgang mit dem Tod. Doch als Kriminalkommissar Florian Kessler sie in ein heruntergekommenes Containerlager ruft, ist sie schockiert vom Anblick der Toten. Der jungen Frau wurden die Ohren abgeschnitten. Aber das ist nicht alles. Der Täter hat sie durch neue ersetzt. Verzweifelt versuchen Julia und Florian herauszufinden, von wem die angenähten Ohren stammen. Schneller als es ihnen lieb ist, stoßen sie auf einen toten Mann, dem die Hände fehlen. Als die Polizei in seiner Küche die Ohren des ersten Opfers in einer blauen Box findet, ist eines klar: Sie haben es mit einem perfiden Serienkiller zu tun, der jeden Schritt exakt im Voraus plant. Julia kommt ihm bald auf die Schliche, doch auch das hat der Täter vorausgesehen …
Eine Frauenleiche in einem Lagerraum, jemand hat ihr die Ohren eines Mannes angenäht… Damit beginnt der Albtraum für Julia Schwarz, denn natürlich bleibt sie nicht die einzige Tote. Wie sich herausstellt, wurden vor kurzem eine Menge medizinische Präparate an der Uni entwendet. Hielt man das Ganze anfangs noch für einen Studentenscherz, tauchen sie nun an Leichen wieder auf.
Doch das ist nicht Julias einziges Problem, denn ihre Assistentin hat Probleme mit ihrem aufdringlichen Ex-Freund.
Für mich war „Verloschen“ meine erste Begegnung mit Julia Schwarz und Florian Kessler, auch wenn das Buch bereits der 6. Teil der Reihe ist. Natürlich fehlen mir so die Hintergrundinformationen über die Charaktere, aber das empfand ich nicht als störend.
Die Rechtsmedizinerin und ihre Assistentin Lenja habe ich sofort ins Herz geschlossen, allerdings musste ich einmal wirklich grinsen und zwar beim Auffinden der ersten Leiche. Da stellt man fest, dass die Ohren, die die junge Frau „trägt“ nicht ihre sind. Hm, wenn Hörorgane abgetrennt und wieder angenäht wurden, kann man doch eigentlich sicher sein, dass es nicht die eigenen waren, oder? Eine Hobbynaht, die unpassende Lauscher mit dem Kopf verbindet, so was erkennt man doch auf den ersten Blick, aber selbst Julia braucht dazu wohl Zeit… Ein bisschen erheiternd war das irgendwie schon und nahm dem Buch in dem Moment für mich zumindest etwas die düstere Grundstimmung.
Aber zurück zu Julia und Lenja, die auch außerhalb ihres Arbeitsplatzes füreinander einstehen, was ich persönlich toll finde, ein wenig irritiert hat mich aber, dass hier scheinbar nicht der Kommissar die Ermittlungsarbeit leistet. Natürlich gibt es auch eine Lovestory, allerdings drängt die sich nicht in den Vordergrund, dafür einen Daumen nach oben.
Das Thema an sich ist ein sehr schwieriges, zu Selbstjustiz hat jeder seine eigene Meinung. Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich zumindest das Motiv des Täters nachvollziehen konnte, auch wenn seine Handlungsweise natürlich verwerflich war.
„Verloschen“ liest sich flüssig und spannend, die Kapitel sind recht kurz, was sich gerade abends beim Lesen im Bett anbietet. Allerdings ist das Motto bei mir eh immer : „nur noch ein Kapitel“ und dann ist das Buch plötzlich zu Ende, ich versteh gar nicht, wie das immer passiert.^^
„Verloschen“ ware für mich der erste und sicherlich nicht letzte Teil der Reihe, denn ich mochte Florian, Julia und Lenja sehr gern, hoffe aber dennoch, das der Kommissar in den anderen Bänden mehr an den Ermittlungen teilnimmt und Julia auf ihrem Gebiet arbeitet, denn auch Pathologinnen können zur Lösung eines Falles beitragen, ohne sich selbst auf Mörderjagd zu begeben.^^ Dennoch gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen, alleine schon wegen den sympathischen Protagonisten, endlich mal ein Gespann, bei dem keiner irgendwie gebrachen, abhängig oder emotional verkrüppelt ist.
Julia Schwarz Reihe:
01. „Mooresschwärze“
02. „Nachtspiel“
03. „Winterkalt“
04. „Dunkle Botschaft“
05. „Artiges Mädchen“
06. „Verloschen“
